Was kann Samplitude ? Samplitude ist natürlich nicht das erste Sampleprogramm auf dem Amiga. Es unterscheidet sich von den anderen Programmen durch die Möglichkeit, verschiedene Samples mit verschiedenen Bitauflösungen bearbeiten zu können. Dabei können bis zu 10 Projekte gleichzeitig in skalierbaren Fenstern verwaltet werden. Dadurch vereinfacht sich die Möglichkeit, Daten zwischen mehreren Samples auszutauschen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich nicht nur in der Zeitachse (horizontal) sondern auch im Amplitudenbereich (vertikal) beliebig tief in ein Sample zu zoomen, was insbesondere bei höheren Bitauflösungen unabdingbar wird. Es können Mono-, Stereo- und Quadrosamples verwendet und ineinander konvertiert werden. Für Samples mit höherer Bitauflösung (9 bis 16 Bit) besteht die Möglichkeit, diese durch Kaskadierung der Audiokanäle des Amiga in theoretisch bis zu 14-Bit-Qualität wiederzugeben, tatsächlich sind wegen Hardwaretoleranzen Audio-Ausgaben bis etwa 12 Bit realisierbar. Besonders für Besitzer einer Maestro-Karte von Macro System ist die Option gedacht, Daten einzulesen, die mit der zugehörigen Software abgespeichert wurden. Ansonsten lassen sich IFF-, MIDI- und Dump-Dateien im- und exportieren. Pro Sample sind bis zu 3 verschiedene Ausschnitte gleichzeitig darstell- und editierbar. In jedem Sample können 10 Bereiche (Loops) und 10 Locatorpunkte definiert und in Echtzeit abgerufen werden. Die meisten Funktionen lassen sich in Echtzeit (also während des Abspielens) ausführen. Samplitude unterstützt verschiedenste Screenauflösungen (z.B. PAL, NTSC, Interlace, ECS und A2024). Aufgrund seiner vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten, seiner freien Skalierbarkeit und der Verarbeitung von verschiedenen Bitauflösungen erreicht Samplitude beim Bildschirmaufbau nicht die Geschwindigkeit von Programmen, die ausschließlich auf die Anzeige von 8-Bit-Samples in einem Fenster festgelegter Größe ausgerichtet sind. Aber Sie kennen ja die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen einer normalen Textverarbeitung und einem DTP-Programm... Samplitude verfügt natürlich über einen Zwischenpuffer (Clip) mit dem Daten aus verschiedenen Samples ausgeschnitten, kopiert und eingefügt werden können. Der Inhalt des Clips wird ständig angezeigt. Die Daten, die im Clip gespeichert sind, werden in eine Datei ausgelagert. Wo diese Datei abgelegt wird (z.B. RAM-Disk, Festplatte oder Diskette) entscheiden Sie mit einem Befehl in der Startup-Sequence. Wenn Sie also die Clip-Daten auf der Festplatte halten, wird Ihr RAM-Speicher wieder frei für wichtigere Daten. Samplitude hält Samples auch im Fast-RAM des Amiga, der Chip-Speicher wird erst dann genutzt, wenn der Fast-RAM vollständig verbraucht ist. Es wurden weitere Strategien geschaffen, um den Bedarf an RAM-Speicher zu senken. Dazu gehört die Möglichkeit, Projekte zeitweilig auszulagern. Andererseits werden viele speicherintensive Operationen bei Bedarf über temporäre Dateien abgewickelt. Es besteht die Möglichkeit, komplette Sessions (Information über alle Samples) zu speichern. Über Playlisten lassen sich sequenzerähnliche Funktionen realisieren. Da bei einem Sampleeditor relativ wenig alphanumerische Eingaben zu tätigen sind, wurden wichtige Funktionsaufrufe (die normalerweise über Menüs erreicht werden) auch auf Tasten gelegt. Diese Tasten werden bereits wirksam, ohne die rechte Amiga-Taste zu drücken! Somit können Sie mit der rechten Hand die Maus und der linken Hand die Tastatur bedienen (natürlich auch umgekehrt). Auf diese Weise wird Ihnen das lästige Herumfahren mit der Maus auf dem Bildschirm zwischen Menüs und Projekten bzw. Gadgets erspart. Es gibt ein erfolgreiches Zeichenprogramm, bei dem das ähnlich ist... Aus dem gleichen Grund lassen sich die Funktionen der Positionierungsgadgets über Cursortasten steuern (hier gegebenenfalls gemeinsam mit der Shift-, Alt- oder Ctrl-Taste). Zusätzlich lassen sich die am häufigsten benötigten Funktionen über einen Werkzeugkasten (Toolbox) aufrufen. Erste Schritte Wie Sie bereits gelesen haben, ist Samplitude ein sehr leistungsfähiges und umfangreiches Programm. Um Ihnen vor dem Studium des gesamten Handbuches die Möglichkeit zu geben, erste Versuche durchzuführen, werden im folgenden einige Hinweise gegeben, wie Sie schnell erste Möglichkeiten des Programmes ausprobieren können. Booten Sie zuerst von der Diskette Samplitude-Demo. Nach Abarbeitung der Startup-Sequence erscheint die Workbench. Öffnen Sie durch Doppelclick auf das Icon die Diskette "Samplitude-Demo". Starten Sie nun durch erneuten Doppelclick das Programm "Samplitude-Demo". Das Programm wird geladen, anschließend erscheint ein Info-Fenster, das Sie durch Click mit der Maustaste oder mit einer beliebigen Taste auf dem Keyboard schließen können. Laden Sie das Projekt "Dynamik-16Bit-Mono.pro" von der Diskette. Aktivieren Sie den Menüpunkt "Projekt laden" im Menü "Projekt". Es öffnet sich ein Fenster, indem die Sampledaten dargestellt werden. Durch Drücken der Leertaste werden die Daten hörbar. Gleichzeitig sehen Sie im Fenster mit den Sampledaten einen senkrechten Strich, der sich von links nach rechts bewegt und Ihnen die Position anzeigt, von der gerade Audiodaten ausgegeben werden. Durch Drücken der Taste f (wie Filter) können Sie das Hardwarefilter des Amiga ausschalten. Besonders bei hohen Sampleraten (über 12000) wird dadurch die Höhenwiedergabe deutlich verbessert. Gehen Sie nun in das Menü Bearbeiten und aktivieren dort die Funktion Sampleparameter. Es öffnet sich ein Fenster. Durch Ziehen am Proportionalgadget mit der Aufschrift Frequenz können Sie nun die Abspielsamplerate verändern. Akustisch macht sich das durch Veränderung der Tonhöhe, optisch durch eine Geschwindigkeitsänderung des senkrechten Strichs bemerkbar. Das Fenster mit den Sampleparametern kann jetzt geschlossen werden (muß aber nicht). Die Tonausgabe kann durch erneuten Druck auf die Leertaste abgebrochen werden. Jetzt können Sie sich die gesampleten Daten genauer ansehen. Betätigen Sie das Gadget "><" an der unteren Bildschirmkante. Samplitude zoomt nun in das Sample hinein, d.h. es werden jetzt auf der gleichen Breite nur halbsoviele Daten angezeigt. Am Proportionalgadget unter der grafischen Darstellung erkennen Sie die Position der angezeigten Daten. Durch mehrfaches Clicken auf das "><"- Gadget können Sie den Zoomfaktor noch vergrößern. Mit Hilfe des Proportionalgadgets können Sie den dargestellten Bereich verschieben. Drücken Sie jetzt auf das Gadget "All", es wird wieder das komplette Sample angezeigt. Betätigen Sie nun die Taste Home (die Taste 7 auf dem rechten Numerikblock der Amiga-Tastatur). Dadurch wird ein Bereich ganz am Anfang des Samples gebildet. Damit ist der Weg frei zur eigenen Definition von Bereichen. Bewegen Sie dazu den Mauszeiger über den Anfang der grafischen Darstellung, drücken Sie die linke Maustaste und ziehen Sie mit weiterhin gedrückter linker Maustaste einen Bereich nach rechts in Richtung Ende des Samples. Hier lassen Sie die Maustaste los. Es bleibt ein invertierter Bereich stehen. Mit diesem markierten Block können Sie nun z.B. Schneideoperationen wie bei einer Textverarbeitung durchführen, also z.B. Kopieren und Ausschneiden. Dafür ist dann das Menü "Schneiden" verantwortlich. Andererseits können Sie diesen Block bearbeiten, zum Beispiel rückwärts spielen oder durch Ein/Ausblenden die Amplitude verändern. Diese Funktionen finden Sie im Menü "Bearbeiten". Wie Sie am Namen des Projektes schon merken, handelt es sich hierbei um ein 16-Bit-Sample, welches direkt von einer CD gewonnen wurde. Wenn Sie es sich anhören, werden Sie die hohe Dynamik zwischen den Baß- und Schlagzeug-Einsätzen und den Akkorden bemerken. Allerdings sind auch (in den leiseren Phasen) deutliche Störgeräusche vernehmbar, die aus der 8-Bit-Wiedergabetechnik des Amiga herrühren. Schalten Sie am besten mit der f-Taste das Amiga-eigene Audiofilter ab, um auch wirklich alle Feinheiten wahrzunehmen. Öffnen Sie nun das SampleParameter-Fenster und betätigen dort den Schalter HiFi, die Störgeräusche werden bedeutend gedämpft, da jetzt die Samplitude-eigene 12-Bit-Wiedergabe aktiviert wurde. Es können also 16-Bit-Projekte auf dem Amiga mit 12-Bit-Soundqualität wiedergegeben werden- Mono und auch Stereo! Das ist besonders seit Erscheinen solcher Hardware-Zusätze wie der Maestro-Karte von MacroSystem sinnvoll, die (wie für dieses Beispiel) direkt CD-Daten ohne Qualitätsverlust in den Amiga übertragen kann. Samplitude importiert deshalb auch direkt die Daten-Files der Maestro-Software. Da Sie auch im HiFi-Modus parallel zum Abspielen noch Editieren können, empfiehlt sich dieser auch, um umfangreiche Arbeiten an 8-Bit-Samples vorzunehmen: Konvertieren Sie das 8-Bit-Sample erst auf 16 Bit, editieren dann im HiFi-Modus und konvertieren dann zum Schluß wieder herunter auf 8 Bit. Der Vorteil dieser Arbeitsweise liegt in den wesentlich geringeren Ungenauigkeiten bei Fade-, Mix-, Resample- und Effektoperationen gegenüber einer 8-Bit-Verarbeitung. Also auch ohne 16-Bit-Hardware können Sie von der höheren Bitauflösung und vom HiFi-Modus profitieren. Bevor wir nun zum letzten Beispiel dieser kleinen Einführung kommen, experimentieren Sie ruhig noch ein wenig mit dem Dynamik-Projekt, z.B. sind hier auch 3 Bereiche auf den Funktionstasten F1-F3 markiert. Je nach Speicherausbau Ihres Amiga empfiehlt es sich, vor dem Laden des nächsten Beispiels das vorherige Projekt zu schließen- Samplitude läßt Ihnen die Wahl. Laden Sie nun das Projekt "Eliane-8Bit-Mono.pro", dies ist ein etwas längeres Sample, welches mit einem normalen AMIGA-8-Bit-Sampler (Vector-Sound-Digitizer) aufgezeichnet wurde. Auch dieses Projekt klingt am besten, wenn Sie das Hardware-Filter mit der f-Taste ausschalten. Die Besonderheit aber liegt darin, daß hier 6 Bereiche auf den Funktionstasten F1-F6 und 6 Cursorpunkte auf den Zifferntasten 1-6 markiert wurden. Experimentieren Sie nun ein wenig mit diesen Bereichen, während das Abspielen des Samples läuft! Mit ein wenig Übung kann man recht gut Schnitte und Übergänge bewerkstelligen, von denen das Original nur träumen konnte! Nun aber zum Bonbon dieser Lektion: Laden Sie mit Hilfe des Menüs PlayList (ganz rechts) die Playliste "Eliane-1.PL". Diese Playliste enthält die Aufzeichnung von verschiedenen Bereichen bzw. Cursor-Positionen über der Zeit. Starten Sie nun den Abspielvorgang mit dem Menüpunkt "PlayList abspielen" aus dem gleichen Menü, und Sie werden einen längeren Zusammenschnitt unseres Samples hören. Spielen Sie auch "Eliane-2.PL" an, man kann eine Menge Musik aus einem Sample erzeugen! Wenn Sie selbst einmal die Aufnahme einer Playliste wagen wollen, so machen Sie sich erstmal mit der (musikalischen) Lage der Bereiche und Cursorpunkte vertraut. Dann wählen Sie PlayList aufzeichnen aus dem PlayList-Menü, die Aufnahme beginnt nun bei Druck auf die erste Taste und wird mit der Leertaste beendet- bis zu 1000 Ausschnitte darf die Playliste lang sein. Ist Ihr Werk gelungen, so können Sie es unter einem neuen Namen abspeichern.